Pia Schmalenberger M.A.
akademische Sprachtherapeutin
und Carolin Henning M.A.
akademische Sprachtherapeutin

05101 / 854 89 33

9. Juni 2016

Mundmotorik – wozu?

Eine korrekte Aussprache setzt voraus, dass die Funktion, Muskelspannung und Beweglichkeit der Sprechorgane (v. a. Zunge, Lippen, Gaumensegel) intakt sind. Um einzelne Laute realisieren zu können, müssen komplexe Bewegungsmuster stattfinden und ein Muskelgleichgewicht bestehen. Wenn dies nicht der Fall ist, kann es u. a. sein, dass Aussprachestörungen oder Zahnfehlstellungen die Folge sind.

Normalerweise sollte in Ruhe durch die Nase geatmet werden, die Lippen sollten locker geschlossen sein und die Zungenspitze im Mund am oberen vorderen Gaumen liegen. Wenn jedoch der Mund dauerhaft geöffnet ist, die Zunge zwischen den Zähnen ruht oder etwa vermehrt Speichel aus dem Mund läuft, ist das ein Zeichen für eine mundmotorische Störung. Bei einer dauerhaften Mundatmung sollte eine HNO-ärztliche Untersuchung stattfinden.

Es gibt verschiedene Übungsbereiche, um die Mundmotorik zu fördern. Generell können dazu Zungen-, Lippen-, Puste- und Ansaugübungen sowie Übungen zum Mundschluss durchgeführt werden – je nach Symptomatik wird dabei differenziert. Im Folgenden sollen einige ausgewählte Übungen vorgestellt werden, die auch zu Hause nachgemacht werden können:
 

Pusteübungen (zur Aktivierung der Atemmuskulatur, Luftstromlenkung, Kräftigung der Lippenmuskulatur, Mundschluss usw.):

  • Watte oder Federn pusten (durch ein aufgebautes Tor mit Bauklötzen, in eine Schale, auf ein beklebtes Blatt)
  • Seifenblasen machen
  • Um die Wette pusten mit leichten Materialien (Papierkügelchen, Watte)
  • Luftballons aufpusten

 

Zungenübungen (zur Kräftigung der Zungenmuskulatur, Erarbeitung der Zungenruhelage, Koordination der Zunge usw.):

  • Lippen ablecken
  • Zunge nach oben zur Nase strecken, nach unten zum Kinn, zu den Ohren (nach rechts und links in den Mundwinkel)
  • Schnalzen
  • Verschiedene Plätze im/ am Mund antippen (einen Zahn, Oberlippe, Gaumen)

 

Lippenübungen (zur Förderung des Mundschlusses und der Nasenatmung, Lippenrundung, Koordination usw.):

  • Aus dem Strohhalm trinken (verschiedene Durchmesser ausprobieren)
  • Kussmund, Grinsemund machen
  • Balancieren (Stift oder Strohhalm zwischen Oberlippe und Nase legen und festhalten)
  • Schmatzen

 

Ansaugübungen (zur Kräftigung des Gaumensegels, Mundschluss, Lippenkräftigung usw.):

  • Mit einem Strohhalm (verschiedene Durchmesser) verschiedene Materialien ansaugen und transportieren (Papier, Moosgummi, kleine Pappschnipsel)

 

So kann ganz einfach und spielerisch die Mundmotorik trainiert werden – auch präventiv!