Pia Schmalenberger M.A.
akademische Sprachtherapeutin
und Carolin Henning M.A.
akademische Sprachtherapeutin

05101 / 854 89 33

4. November 2014

Noch zu klein für Sprachtherapie? Late Talker – Wenn die Kleinen nicht sprechen

Als Late Talker werden Kinder mit einem verspäteten Sprechbeginn bezeichnet; also, wenn Kinder mit Vollendung des 2. Lebensjahres weniger als 50 Wörter sprechen und keine Kombinationen von Worten zu kurzen Sätzen bilden. Der Wortschatz eines Kindes in diesem Alter dient dabei als zentrales Kriterium zur Einschätzung der sprachlichen Entwicklung. Mit 50 Worten kann der sog. „Wortschatzspurt“ beginnen, das heißt, es werden innerhalb von kürzester Zeit eine Vielzahl neuer Wörter erworben. Damit hat das Kind zudem die Möglichkeit, durch Bildung von Wortkombinationen und kurzen Sätzen, die Grammatik zu erwerben. Wenn die beschriebene 50-Wort-Grenze mit 24 Monaten nicht erreicht wird, spricht man von Late Talkern.

Die Einstufung des Kindes ist hierbei von entscheidender Bedeutung, da sich aus einer Late Talker-Symptomatik im Folgenden beispielsweise eine Sprachentwicklungsstörung, mit Auffälligkeiten in der Grammatik, dem Lauterwerb und/ oder der pragmatischen Kommunikationsfähigkeit, bilden kann. Dies kann bei etwa der Hälfte aller Late Talker der Fall sein, alle anderen können ihren sprachlichen Rückstand meist bis zum dritten Geburtstag aufholen („Late Bloomer“). Die frühzeitige Erkennung – noch bevor sich eine tatsächliche Störung ausbildet – kann dementsprechend förderlich sein und eine eventuelle Spracherwerbsstörung verhindern

Im Rahmen der Einschätzung des Sprachstandes sollten jedoch unbedingt auch weitere wichtige Faktoren berücksichtigt werden, um andere Störungsbilder auszuschließen. So sind zum Beispiel die organischen Funktionen (Hören und Sehen), die allgemeine Entwicklung, das Sprachverständnis oder auch eventuelle Risikofaktoren wie genetische bzw. familiäre Voraussetzungen zu überprüfen.

Es zeigt sich, dass eine frühe Intervention bei Late Talkern von zentraler Bedeutung ist. Diese kann in sprachtherapeutischen oder logopädischen Praxen – so auch bei uns – stattfinden. Dabei wird den Kindern die Möglichkeit gegeben, den sprachlichen Rückstand aufzuholen und eventuell auftretende Folgeprobleme zu vermeiden. Auch die Eltern können dabei maßgeblich unterstützt werden; gemeinsam werden Strategien zur Förderung der Sprachentwicklung erarbeitet und erprobt.